Eingebettet in eine atemberaubende Landschaft, verbinden sie die vier Kantone Uri, Tessin, Wallis und Bern miteinander. Die Passstrassen sind im Sommer für wenige Monate geöffnet, ziehen dann jedoch jedermann in ihren Bann. Also alles Einsteigen, und los geht die Reise über die wunderschönen Alpenpässe Susten,- Furka,- und Grimsel.
31.162, Meiringen-Sustenpass-Andermatt
Ausgangspunkt für diese einmalige Reise ist Meiringen. Es wird auch als Mekka der Zentralpass Linien bezeichnet und dies nicht zu Unrecht. Denn so warten in der Saison bis zu vier verschiedene Berglinien auf die Abfahrt. So verkehren die PostAuto`s von hier über den Sustenpass (31.162), den Grimselpass (31.161) sowie ins romantische Rosenlauital zur Schwarzwaldalp (31.164). Dank einem ausgeklügelten Fahrplan ist es möglich, mit dem gleichen PostAuto über mehrere Pässe zu reisen.
Der Fahrplan über den Sustenpass sieht in der Saison täglich zwei Verbindungen vor, wobei beim morgentlichen Kurs beim Steingletscher aus betrieblichen Gründen ein Umstieg auf den Tessiner Kollegen nötig ist. Sobald alle Gäste einen Platz im PostAuto gefunden haben, kann die fünf stündigen Fahrt über Susten-, Furka- und Grimselpass los gehen. Wie alle anderen Linien auch, tuckert der Linienbus zuerst durch den Dorfkern in Richtung Innertkirchen. Meiringen ist nicht nur der angebliche Geburtsort des Meringue, sondern auch Standort des Sherlock Holmes Museums.
Beim ersten und bis Göschenen auch letzten Kreisel hat man auf der rechten Seite einen wunderbaren Ausblick auf die Reichenbachfälle sowie der gleichnamigen Standseilbahn. Die andere Abzweigung führt übrigens zum Eingang West der Aareschlucht. Nun tuckert das PostAuto weiter durch den Vorort Willigen bis das Höhenplateau erreicht ist. Die Reise führt am ehemaligen Restaurant Lammi vorbei, wo die schmale Bergpoststrasse zur Schwarzwaldalp abzweigt. Von hier bis nach Innertkirchen wird die entsprechende Höhendifferenz mit inzwischen gut ausgebauten Haarnadelkurven bewältigt.
In der zweiten Kurve befindet sich der zweite Eingang Ost, der auch zur Aare Schlucht führt. Anschliessend geht es rasant hinunter nach Innertkirchen. Unterwegs ergibt sich einen wunderschönen Ausblick auf den tiefergelegenen Dorfkern. Das Tor zum Grimsel, wie die Ortschaft auch genannt wird, ist neben den PostAuto-Verbindungen auch via Bahn ab Meiringen erschlossen (474). Diese wurde 1923 von den Kraftwerke Oberhasli erbaut und diente als Werkbahn zu Versorgung der Kraftwerksbaustelle. Heute ist sie aus dem Verkehrssystems des Haslitals nicht mehr wegzudenken
und befördert auf ihrem 4 Kilometer langen Streckennetz rund 240 000 Passagiere im Jahr. Seit 2021 gehört die Bahnlinie zum Netz der Zenralbahn. Das moderne Beton-Busterminal bildet auch den Ausgangspunkt der saisonalen Linie zum Engstlensee (31.163), sowie den ganzjährig verkehrenden Linien nach Guttannen (171) und Gadmen (172). Hier wartet das PostAuto eine kurze Resevezeit ab, bevor es die zweistündige Fahrt über den Sustenpass in Angriff nimmt. Während die Strasse rechts zum Grimsel führt, überquert die Sustenstrasse die Gleise der Meiringen Innertkirchen Bahn (MIB)
und fängt anschliessend an zu steigen. Wiesen mit knackig grünem Gras und vielen Blumen prägen das Bild am Strassenrand und immer wieder erreicht man eine kleine Siedlung, welche im ganzen Gadmental verstreut sind. Nach dem Weiler Hopflauenen wird die Strasse ebener und das Tal öffnet sich. So tuckert das Fahrzeug der Post beschaulich am Gadmerwasser entlang bis zur Talstation der Triftbahn. Die ehemalige Werkseilbahn bringt heute Naturhungrige in das wunderschöne Wandergebiet mit dem unbestrittenem Höhepunkt - der Trifthängebrücke.
Mit ein paar weiteren Kurven windet sich das PostAuto nun auf das nächste Höhenplateau hinauf. Über den Weiler Fuhren erreicht man die nächste Seilbahntalstation, jene der Tällibahn. Dabei zieht eine Bilderbuch Schweizer Landschaft am Fenster vorbei wie sie in jedem Reiseprospekt stehen könnte. Kurze Zeit später ist der Hauptort des Tals, Gadmen erreicht. Das Dorf, das aus ein paar Beizen, einer Postagentur sowie einigen Wohnhäusern besteht, wird das ganze Jahr über bewohnt. Und ist somit auch im Winter mit dem PostAuto ab Innertkrchen erschlossen,
sofern die Strasse infolge Lawinengefahr nicht geschlossen ist. Wenn dies eintrifft, dann sind die gut 230 Einwohner von der Aussenwelt abgeschnitten. Der Campingplatz schliesst das Dorf ab und nun wird die Strasse steil und kurvenreich. Das PostAuto kämpft sich nun die Sustenpassstrasse hinauf, die geprägt von vielen Haarnadelkurven ist. Und immer wieder führt die Route durch die recht engen, aus dem Stein gemeisselten Tunnels. Nicht immer ist das Kreuzen problemlos möglich und so wird auch das Posthorn regelmässig eingesetzt.
Langsam gewinnt das Fahrzeug immer mehr an Höhe. Mit dem Erreichen der Waldgrenze verwandelt sich die anfangs noch sehr bewaldete Landschaft in ein steiniges und karges Gebirge. Die Strasse sucht sich nun ihren Weg an der linken Bergflanke des Wendenhorn entlang. Weit unter im Talkessel fliesst das Steinwasser. Dieses Flüsschen hat ihren Ursprung im Steingletscher, den man ein wenig später dann zu Gesicht bekommt. Nach rund einer Stunde Fahrzeit öffnet sich das Tal und eine grosse Kurve mit grosszügigen Parkfeldern kommt in Sicht.
Die Haltestelle Steingletscher ist erreicht. Anders als bei den meisten anderen Pässen macht das PostAuto den obligaten Halt beim Susten nicht auf der Passhöhe, sondern hier, rund 350 Meter unterhalb. So sieht der Fahrplan ein paar Minuten Aufenthalt vor, die je nach Verkehr ein bisschen länger oder kürzer ausfallen. Neben dem Berghotel befindet sich beim Steingletscher auch eine Alpkäserei, welche im Sommer die Milch in würzigen Alpkäse verarbeitet. Der Namensgebende Gletscher ist leider soweit zurückgegangen, das er von hier nicht einmal mehr sichtbar ist.
Nichts desto trotz ergibt sich hier ein herrliches Panorama auf die malerische Alpenwelt. Nach kurzer Standzeit geht es weiter und das gelbe Fahrzeug der Post kämpft sich weitere Kurven hoch. Wenig später wird auf der rechten Seite dann der Blick auf das ewige Eis des Steingletscher und den dazugehörigen See, der durch die Gletscherschmelze gebildet wird, frei. Dahinter thront das markante, 3`502 Meter hohe Sustenhorn. Bis zur Passhöhe ist es nun nicht mehr weit, jedoch folgen noch zwei spezielle Haarnadelkurven. Die erste ist die sogenannte Russen-Kurve.
Ihren Namen verdankt sie den russischen Arbeitern, welche die Steinstützmauern erbaut haben. Speziell dabei ist, dass sie die Felsbrocken nicht wie üblich viereckig zurecht geschnitten haben, sondern sechseckig. Dadurch hat die Mauer viel mehr Stabilität und musste bis heute noch nie erneuert werden. Die zweite Kurve ist der sogenannte Himmelsrank. Hier erinnert eine Steintafel an die Bauzeit der Strasse, welche die Inschrift trägt: " In ernster Zeit, dem Frieden geweiht". Nachdem 1817 ein erster Fahrweg über den Alpenübergang errichtet wurde, forderte die Armee vor dem zweiten Weltkrieg dessen Ausbau.
Nach acht Jahren Bauzeit konnte die neue Passtrasse 1945 eröffnet werden. Kurze Zeit später ist es geschafft und der 2`264 hohe Sustenpass ist bezwungen. Ohne viel Zeit zu verlieren, tuckert das PostAuto durch den Scheiteltunnel ins Urnerland. Hier auf der anderen Seite zeigt sich ein weites, endlos scheinendes Tal. Weit unten im Talkessel fliesst ein kleiner Fluss, die Meienreuss. Diese wird einem bis nach Wassen begleiten. Ein erster markanten Höhenunterschied hinunter zum Talbden hinunter überwindet das Fahrzeug mit Hilfe von mehreren 180 Grad Kurven.
Gleich vor der ersten Kurve klebt an einem kleinen Felsvorsprung, der mit einem Tunnel durchfahren wird, der wunderschöne Uri Stier. Spätestens jetzt ist klar, das man das Berner Oberland verlassen hat, und in der Urschweiz angelangt ist. Bei schönem Wetter hat man nun einen traumhaften Ausblick hinunter ins Meiental sowie auf die umliegenden Berge. Nachdem man die besagten Kehren hinter sich gelassen hat, führt die Strasse weiter talauswärts. Bei der nächsten grossen Rechtskurve befindet sich das Restaurant Sustenbrüggli, welches bei den Töfffahrern ein beliebter Treffpunkt bildet.
Traditionsgemäss wird die Beiz mit einer langen und wunderschönen Melodie aus dem Posthorn begrüsst. Weiter geht die Reise auf der relativ knapp ausgebauten Strasse hinunter zur Haltestelle Gorezmettlen. Hier ist weit oben auf der Bergkuppel die Sewenhütte zu erkennen, die bei Wanderer ein beliebtes Ziel darstellt. Anschliessend tuckert das PostAuto das Meiental hinunter bis zum gleichnamigen Hauptort. Die Bezeichnung ist jedoch ein bisschen übertrieben, denn der Dorfkern besteht aus ein paar Wohnhäusern, einer Beiz und natürlich einer kleinen Kirche.
Dennoch ist das Dorf das ganze Jahr bewohnt und die Strasse wenn möglich geöffnet. Im Gegensatz zu Gadmen gibt es hier im Winter keinen ÖV Anschluss. Kurz vor Wassen ist die Landschaft wieder bewaldet und eine längere Galerie schützt vor Steinschlägen und Lawinen. Am Ende dieser Strecke hat man einen bezaubernden Ausblick auf Wassen und der wohl bekanntesten Kirche, "s Cheleli von Wassä". Jedoch haben es die letzten Meter Passstrasse nochmals in sich, denn um den Höhnunterschied zu bewältigen hat es nicht viel Platz. Dieses Problem lösten die Erbauer der Strasse wiederum mit zwei Haarnadelkurven,
wobei die eine Kurve in einem Tunnel erbaut wurde. Der in den Fels gehauene Tunnel ist wahrhaftig nicht breit und so ist ein Kreuzen mit dem 2.5 Meter breiten Fahrzeug nicht möglich. In mitten vom Dorfkern, der durch das Altersheim und ein paar Restaurants gebildet wird, endet die Sustenpassstrasse und mündet in die Gotthardstrasse ein. Jene die ins Urner Unterland weiter reisen wollen, können hier auf die AAGU Linie 60.401 umsteigen. Das PostAuto braust im rasanten Tempo das Reusstal hinauf, am Teufelsstein vorbei bis zum Bahnhof von Göschenen.
Der Ort am Ende des Reusstals hat seine nationale Bekanntheit vor allem vom Gotthardtunnel und den Kilometer langen Staus errungen. Hier besteht Anschluss mit dem Treno Gottardo nach Bellinzona - Locarno oder Arth Goldau. Weiter fährt von hier im Sommer mehrmals täglich ein AAGU Bus ist wunderschöne Göscheneralptal (60.411). Das PostAuto der Linie 161 fährt nun weiter nach Andermatt. Eigentlich ist für diesen Abschnitt die Schöllenenbahn zuständig, um jedoch optimalen Anschluss an den Gotthard- und Furkapass garantieren zu können, verkehren die Fahrzeuge parallel zur Eisenbahnstrecke.
Die kurvenreiche Strasse windet sich nun durch die Schöllenenschlucht hoch. Dieser Abschnitt wurde in den vergangenen Jahren ausgebaut und die steilen Hänge gesichert. Highlight dieser kurzen Strecke ist der bekannte Teufel bei der Teufelsbrücke. Danach ist es geschafft und Andermatt ist erreicht. Dieses Dorf hat sich in letzten Jahren grundlegend verändert und wird dies auch in Zukunft noch tun. Denn der Ägyptische Investor verwandelt das ehemalige beschauliche Alpendorf in einen Luxuskurort. Das Herzstück, das fünf Stern Hotel The Chedi thront seit 2013 neben dem Bahnhof.
12.681, Andermatt-Furkapass-Gletsch-(Oberwald)
Auf dem Bahnhofsplatz, mit luxuriöser Granit Bushaltestelle direkt vor dem Prunkstück The Chedi, sieht der Fahrplan der drei-Pässefahrt eine kleine Pause vor. Die Zentralpasslinien werden von drei verschiedenen Unternehmen aus drei Kantonen betrieben. Da die Kurse des ehemaligen vierten PostAuto-Halters Mattli per Saison 2023 an die Tessiner Kollegen abgegeben wurden, kam es zu Anpassungen bei den Umläufen. So verkehrt das Fahrzeug aus Meiringen neu weiter über den Gotthardpass nach Airolo.
Reisende in Richtung Furkapass müssen aus diesem Grund in Andermatt auf ein anderes Fahrzeug umsteigen. Nach dem kurzen Aufenthalt kann die Fahrt über den Furka weitergehen. Im Gegensatz zu den anderen Alpenpässe sieht hier der Fahrplan hier nur zwei Kurse am Tag pro Richtung vor. Das Fahrzeug der Post braust nun auf der Hauptstrasse, parallel zu den Geleisen der MGB, nach Hospental. Bei der Ortsdurchfahrt zeigt sich die ganze Beizen Pracht, bei knapp 190 Einwohner zählte das Dorf einst über 12 Gastrobetriebe. Am Dorfausgang gabeln sich auch die Strasse zum Gotthard und jene zum Furka.
Nun tuckert das Fahrzeug der Post gemütlich weiter durch das Urserental Richtung Realp. Unterwegs wird der kleine Weiler Zumdorf passiert. Laut eigenen Aussagen ist es das kleinste Dorf der Schweiz. Dieses besteht aus einer Kirche, einem Restaurant mit mehreren Wohnhäusern und einem kleinen Industriegebiet - der Regli Kies und Beton AG. Bewohnt wird das "Dorf" von gerade einmal drei Einwohnern. Kurze Zeit wird die letzte Gemeinde im Urserental erreicht, Realp. Hier verschwinden die Geleise der MGB im 1982 eröffneten Furkatunnel, Die alte Strecke über den Furka konnte gerettet werden und wird von der Dampfbahn Furka Bergstrecke,
kurz DFB weiterbetrieben. Dieser Verein fährt während den Sommermonaten mit historischen Dampfzügen von Realp über den Furka bis nach Oberwald. Ein Schauspiel, das manches Eisenbahnerherz höher schlagen lässt. Jedoch ist auch die Passstrasse nicht ohne. Da der Übergang durch den schnellen Autoverlad nicht so stark wie die anderen Alpenpässe frequentiert ist, wurde er auch von grossen Ausbauten „verschont“. So sind die Kurven noch immer sehr eng und das Posthorn wird dementsprechend rege genützt um den Gegenverkehr zu warnen. Jedoch verstehen nicht alle Automobilisten,
dass neben dem 2.5 Meter breiten PostAuto nicht mehr viel Platz bleibt. Die anschliessende Rückwärtsfahrt einiger ungeübten Autofahrern ist dann auch jedes Mal ein Spektakel. Mit zahlreichen Haarnadelkurven gewinnt das PostAuto nun schnell an Höhe und dabei ergibt sich ein herrlicher Ausblick aufs Urserental. Wenig später erreicht man das ehemalige Berghotel Galenstock, bekannt aus dem James Bond Film Goldfinger. Die schmale Bergstrasse schmiegt sich nun am rechten Berghang entlang nach Tiefenbach. Ein ersten Wirtshaus wurde hier bereits 1860 errichtet.
Das heutige Hotel empfängt seine Gäste das ganze Jahr über. Tiefenbach ist auch der Ausgangspunkt verschiedenen Berg- und Alpienwanderungen wie zur Albertheim-Hütte, der Siedelenhütte, oder über die Lochberglücke an den Göscheneralpsee. Die Strasse sucht sich nun ihren Weg weiter am Berghang entlang zum Siedelenbach. Auf der linken Seite kann man derweil unten im Talboden die Gleise der DFB erkennen, die weiter westlich im Muttbachtunnel verschwinden. Mit zwei weiteren sehr engen Haarnadelkurven windet sich das PostAuto nun zum Hotel Furkablick hinauf.
Die fast 40 Kilometer lange Strasse von Hospental über den 2`429 Meter hohen Furkapass nach Oberwald wurde zwischen 1864 und 1866 erbaut. Aufgrund von militärischen Überlegungen beteiligte sich der Bund mit zwei Drittel der Kosten. Nachdem jahrelang Pferdekutschen auf der neu errichteten Strasse verkehrten, wurde 1921 mit dem ersten fahrplanmässigen PostAuto ein neues Zeitalter eingeläutet. 100 Jahre später sind die gelben Fahrzeuge der Post mit dem markanten Posthorn nicht mehr wegzudenken. Wenige Meter nach dem Hotel ist der zweite Pass bezwungen.
Jedoch ist die Passhöhe des zweithöchsten Zentralalpenpass sehr unspektakulär, denn neben dem Grenzstein und einem Parkplatz ist hier nicht viel los. Dementsprechend wird die Pause später nachgeholt. Nun wird das Urnerland verlassen und der Kanton Wallis heisst die Fahrgäste Willkommen. Die Strasse führt nun hinunter zum altehrwürdigen Hotel Belvédère. Das markante Hotel wurde in unmittelbarer Nähe des Rhonegletschers mitten in einer 180 Grad Kurve der Furkapasstrasse erbaut. Das 1880 eröffnete Hotel liegt seit einigen Jahren leider im Dornröschenschlaf
und wartet auf eine Wiedereröffnung. Auch die Zukunft einer weiteren Attraktion, der Eisgrotte ist aufgrund der markanten Gletscherschmelze ungewiss. So nimmt das PostAuto ohne viel Zeit zu verlieren die zahlreichen Haarnadelkurven hinunter nach Muttbach in Angriff. Unterwegs ergibt sich ein grandioser Aussicht auf die Moränen des einst bis nach Gletsch herunterragenden Rhonegletschers. Auf halben Weg trifft man wieder auf die Gleise der DFB, die ebenfalls talwärts nach Oberwald führen. 500 Höhenmeter später trifft das PostAuto in Gletsch ein.
31.161 (Oberwald)-Gletsch-Grimselpass-Meiringen
Das Ortsbild prägt das etwas überdimensional wirkende Grand Hotel du Rhone, das von 1857-1914 erbaut wurde. Von der Sonnenterrasse hat man einen wunderschönen Ausblick auf das Furkagebiet. Vor gut 100 Jahren konnte man von hier aus direkt auf die Gletscherzunge laufen, heute sieht man den Rhonegletscher nicht einmal mehr. Neben dem Hotel ist sicherlich auch der Bahnhof noch einen Besuch wert. Denn neben Souvenirs der DFB erhält man auch viele interessante Informationen zur Auferstehung dieser ehrwürdigen Strecke.
Der Fahrplan über den Gimselpass ist am dichtesten von aller Alpenpässen ausgebaut. So sieht der Fahrplan hier vier tägliche Kurspaare vor. Nach einem gut 30 Minütigen Aufenthalt geht es mit dem Berner PostAuto weiter über den dritten und letzten Pass, den Grimsel. Die Strasse gewinnt mit insgesamt sechs Haarnadelkurven sehr schnell an Höhe. Durch die ständigen Kurven haben abwechslungsweise Passagiere auf der rechten und dann auf der linken Seite Aussicht auf Gletsch und das ganze Rhonegebiet. Nach nur 10 Minuten Fahrzeit sind die 400 Höhenmeter bezwungen und die Grimselpasshöhe ist erreicht.
Auf dem 2`164 Meter hohe Alpenübergang stehen gleich drei Hotels und Restaurant. Die obligate kurze Pause wird beim letzten Restaurat abgehalten - dem Alpenrösli. Hier ergibt sich einen bezaubernden Blick auf den Totensee und das Sidelhorn. Der Grimselpass diente schon im 14 Jahrhundert den Säumern als wichtiger Alpenübergang. Die Fahrstrasse wurde dann jedoch relativ spät, erst 1894 fertiggestellt. Beim Bau der Staumauern zwischen 1920 und 1950 wurde die Strasse immer wieder ausgebaut und neu angelegt. Doch zurück in die Gegenwart.
Das PostAuto lässt nun das Wallis schon wieder hinter sich und tuckert auf Berner Boden langsam Talwärts. Die Strasse windet sich dabei mit mehreren 180 Grad Kurven zum Grimselsee hinunter. Unterwegs ergibt sich ein imposanter Blick auf die beiden Stauseen. Über die Notwendigkeit und den Sinn vom Eingriff des Menschen, der diese Landschaft „erschaffen“ hat, lässt sich in der Tat streiten, jedoch schmiegt sich diese Seelandschaft wunderbar in karge Landschaft des Grimselmassives ein. Am Ufer des Stausees angekommen,
schlängelt sich die Strasse bis zur Seeuferegg-Staumauer. Hier gelangt das PostAuto mit einer kurzen Stichfahrt über die einspurige Staumauer zum historischen Alpinhotel Grimsel Hospiz. Der Hotelkomplex, welcher seit fast 1000 Jahren urkundliche erwähnt ist, liegt auf einem Felskopf zwischen den zwei Teilen der Grimsel-Staumauer. Und ist übrigens das ganze Jahr geöffnet, jedoch im Winter nur durch die Werkseilbahnen der BKW erreichbar. Zurück auf der Passstrasse tuckert das PostAuto hinunter zur Mälchenegg. Weiter erreicht das Fahrzeug über das Sommerloch den nächsten See,
den Räterichbodensees. Auch dieser Stausee und wird von den Berner Kraftwerken betrieben und dient der Stromproduktion. Am unteren Ende der imposanten Räterichsboden-Staumauer zweigt das PostAuto wiederum von der Hauptstrasse ab und macht eine kurze Stichfahrt zur Gerstenegg. Hier befindet sich der Eingang in ein verzweigtes Stollensystem. Bei dessen Bau stiess man seinerzeit auf eine gigantische Kristall-Kluft, die heute von Privatpersonen besichtigt werden kann. Zurück auf der Passtrasse führt diese nun nach Kunzentännlein.
Wanderbegeisterte können von hier in knapp einer Stunde hinauf an den Gelmersee wandern. Das PostAuto fährt derweil durch den Grimseltunnel und folgt anschliessend dem Flussverlauf der Aare nach Handegg. Neben dem Hotel und Naturressort Handegg befindet sich hier auch der Ausgangspunkt der Gelmerbahn. Mit einer Steigung von 106 % ist sie die steilste offene Standseilbahn der Welt und bringt schwindelfreie Touristen und Wanderer hinauf zum malerischen Stausee. Das PostAuto brausst derweil auf der leicht abfallenden Strasse weiter talauswärts nach Guttannen.
Die eigenständige Gemeinde mit gut 300 Einwohnern ist das ganze Jahr über bewohnt und mit der PostAuto-Linie 171 erschlossen. Nationale Bekanntheit erhielt das Dorf 2005, als ein Murgang die Aare verstopfte, welche sich danach einen neuen Weg der Kantonsstrasse entlang durch den Dorfkern suchte und dabei grosse Schäden verursachte. Heute erinnert einzig noch die grosse Steinwüste am Anfang des Dorfes an die riesige Katastrophe, die sich hier bei dem Jahrhundert Unwetter ereignet hat.
Von hier ist es nicht mehr weit bis Innertkirchen, wo sich der Kreis der Dreipässefahrt schliesst. Nun neigt sich nicht nur der Tag langsam dem Ende zu sondern auch diese Fahrt. Nach fünf Stunde Fahrzeit erreicht man dann wieder den Ausgangspunkt dieser Reise, den Bahnhof von Meiringen. Drei wunderschöne Alpenpässe und hunderte von Höhenmetern hat das PostAuto heute zurückgelegt und dabei kamen die Fahrgäste in den Genuss einer der schönsten Berglandschaften, jene von den einzigartigen Zentralpässen.
Last Update: 20.11.2024
Letze Reise: 20.09.2024